
Frankfurt/Main (dpa) – Die USA lassen Europa trotz starker Kursverluste von US-Technologieunternehmen und Rohstoffbörsen hinter sich. Von den 100 wertvollsten Unternehmen der Welt stammen laut einer Studie des Beratungsunternehmens EY allein 61 aus den USA, nur eines weniger als im Vorjahr.
In den Top Ten ist kein Unternehmen aus Europa vertreten und nur eines aus den USA – der Ölkonzern Saudi Aramco. Mit einem Marktwert von zwei Billionen Dollar bleibt Apple mit Stand vom 27. Dezember an der Spitze des heute veröffentlichten Rankings, vor Saudi Aramco und Microsoft.
Deutschland ist in den Top 100 gar nicht vertreten – der Softwarehersteller SAP als wertvollster Dax-Wert kommt nur auf Platz 106. Der Gaskonzern Linde, der seit der Fusion mit dem US-Konzern Praxair in Irland ansässig ist. Platz 59.
Unternehmen aus den USA dominieren seit vielen Jahren die Weltbörse – was dem Wachstum der Technologiebranche geschuldet ist, die in den letzten Jahren rasant an Wert an der Börse gewonnen hat. Doch mit einer Zinserhöhung der Notenbanker im Börsenjahr 2022 bekommen interessierte Tech-Riesen Gegenwind. Laut EY verloren Technologieunternehmen im Laufe des Jahres 33 Prozent ihres Marktwerts. Allein Tesla, Apple, Meta, Microsoft, Alphabet und Amazon verloren 4,6 Billionen Dollar.
Energieunternehmen sind die klaren Gewinner im Jahr 2022
Insgesamt verloren die 100 größten Aktiengesellschaften 7,2 Billionen Dollar oder 20 Prozent ihres Wertes. Während Handels- und Medienunternehmen ebenfalls deutliche Kursverluste verzeichneten, legte die Energiewirtschaft aufgrund höherer Rohstoffpreise zu (plus 12 Prozent).
Henrik Ahlers, CEO von EY, sagt: „Das hohe Zinsniveau, der Krieg in der Ukraine und der weltweite Anstieg der Energiepreise – all diese Dinge haben ihre Spuren an den globalen Börsen hinterlassen.“
Laut EY haben nur 15 der 100 größten Börsenunternehmen ihren Hauptsitz in Europa, daher ist der wertvollste Vertreter der französische Luxuskonzern LVMH und 15. 19 der größten Börsenunternehmen aus Asien werden von technischen Teams geleitet. Tencent.
Deutschland hat keine Startup-Kultur
Europas Interesse an Börsen ist seit Jahren rückläufig. Laut EY kamen Ende 2007, also vor dem Höhepunkt der Finanzkrise, 46 der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt aus Europa und mindestens sieben aus Deutschland. Ende 2021 sind es noch zwei: SAP und Siemens. Die Bundesrepublik sei an der Börse nicht vertreten, sagte Ahlers.
Aber die Regeln für die digitale Wirtschaft sind Unternehmen aus den USA und Asien. Deutschland hat keine Gründerkultur und keine guten Finanzierungsbedingungen für junge Unternehmen. Allerdings gibt es in Deutschland viele mittelständische Weltmarktführer sowie kleinere, global agierende Unternehmen wie Lidl und Aldi oder den Autozulieferer Bosch.
Zudem leiden Deutschland und Europa zu Unrecht unter dem Krieg in der Ukraine und dem Anstieg der Energiepreise. “In den USA können die Fabriken billiger produzieren als jetzt, der Krieg ist ihnen fern, und vor der Gaskrise wird niemand Angst haben”, sagt Ahlers. Zur Rückkehr nach Deutschland und Europa und an die Weltbörse im neuen Jahr ist daher wenig zu sagen.