
Beide großen Fluggesellschaften haben im vergangenen Jahr mehrere neue Aufträge erhalten. In puncto Auslieferung ist Airbus Boeing voraus – allerdings nach eigener Politik.
Die Nachfrage nach neuen Flugzeugen steigt, aber die Hersteller Airbus und Boeing können wegen enger Lieferketten nicht mithalten.
Der europäische Konzern Airbus blieb im vergangenen Jahr mit einer Nettoauslieferung von 661 Flugzeugen das vierte Jahr in Folge größter Flugzeughersteller vor Boeing aus den USA, die wegen Problemen im Inland nur noch 480 Maschinen ausliefern. Airbus-Chef Guillaume Faury plante eigentlich 700 Auslieferungen, aber er wird dieses Ziel Anfang Dezember erreichen. Der Manager setzte jedoch seine Pläne fort, in den kommenden Jahren Rekorde zu schaffen, als er die Zahl vorstellte. Ein wichtiger Grund dafür ist das durchweg zufriedenstellende Buch.
Letztes Jahr nahm Airbus Bestellungen für 1.078 Verkehrsflugzeuge entgegen und ließ Boeing mit Bestellungen für 935 Maschinen zurück.Nach Abzug von Stornierungen verfügt Airbus über 820 Einheiten, mehr als seine Konkurrenten. Infolgedessen wachsen die Bestellungen weiter: Ende Dezember hatte Airbus Bestellungen für 7.239 Passagier- und Frachtflugzeuge in den Büchern, etwa ein Drittel mehr Boeing.
Im vergangenen Jahr stieg das US-Team erneut in seinem Monsterflugzeug für die Langstrecke auf. Im großen Geschäft mit kleinen Verkehrsflugzeugen hat Airbus seinen Konkurrenten überholt. Wer heute einen Flugzeugträger der Airbus A320neo-Familie bestellt habe, müsse bis 2029 auf die Auslieferung warten, sagte Vertriebsleiter Christian Scherer auf einer Pressekonferenz. „Wir können mehr A320 verkaufen, wenn wir mehr Kapazität haben.“
Daher will der Hersteller die Produktion der A320neo-Familie bis 2024 auf 65 Jets pro Monat und bis 2025 auf 75 Maschinen ausweiten, wie Faury bestätigt. Das liegt auch am lange geplanten A321XLR-Modell. Noch vor seinem ersten Testflug im vergangenen Juni sammelte Airbus Bestellungen für 500 Exemplare dieses Modells.
Lieferketten werden immer enger
Aber der Mangel an Technik und anderen Teilen von Zulieferern bereitet dem Team Probleme. Die Entwicklung der letzten Monate des Jahres 2022 könne sich bis Anfang 2023 fortsetzen, sagte Faury. Auch Boeing will seine Lieferketten stabilisieren, so der Leiter der Verkehrsflugzeugsparte Stan Deal.
Welche Flugzeuge Airbus im laufenden Jahr ausliefern wird, muss der Manager nur bei der Veröffentlichung der Jahresbilanz am 16. Februar vorhersagen. Die 661 Jets von 2022 sind immerhin acht Prozent mehr als im zweiten Corona-Jahr 2021. Faury hat sogar schon geliefert für 720 Ausgaben, senkte dieses Ziel aber im Laufe des Sommers auf 700. Der Airbus-Rekord geht auf das Jahr 2019 zurück, vor Beginn der Corona-Krise: Insgesamt hat der Hersteller 863 Verkehrsflugzeuge in alle Himmelsrichtungen an seine Kunden ausgeliefert.
Konkurrent Boeing lieferte im vergangenen Jahr 480 Flugzeuge aus, 41 Prozent mehr als 2021, doch der einst weltgrößte Flugzeugbauer kam aus einem tiefen Tal. Insbesondere erhielt sie vom Hof mehrere 737-Max-Flugzeuge – ihr beliebtestes Modell, das allerdings nach zwei tödlichen Abstürzen im März 2019 die Welt lange nicht verlassen durfte. Bei dieser Modellreihe handelt es sich um die einzige ausgelieferte 387. (dpa)